Geduldsblüte

Mit manchen Wünschen, Zielen oder Plänen des Lebens verhält es sich ähnlich wie mit Pflanzen, deren Samen wir bereits im Herbst in die Erde legen. Anfangs sehen wir nichts. Einzig und allein das Zeichen, das gesetzt, der Gedanke, der ausgesprochen oder die initiierende Handlung, die gemacht wurde, ist da. Aber sie ist auch die Grundvoraussetzung für alles weitere.

Viel freudige Erwartung, sprühende Kraft und besondere Liebe stecken in diesem Moment des Beginnens. Der Herbst vergeht, der Winter kommt. Wir glauben trotz allem weiter, hoffen und vertrauen auf das Unsichtbare, noch nicht Mögliche.

So ab und zu treffen uns erste eisige Schneestürme. Andere sagen etwas Abfälliges über unser Projekt, wollen uns manchmal sogar unter dem Deckmantel der Angst angeblich davor schützen, an Falsches, Hoffnungsloses, Unmögliches zu glauben. Es ist schließlich nicht klar, was im Frühling wirklich passieren wird. Niemand kann wahre Sicherheit garantieren.

Dann bekommt die Fassade des Vertrauens erste Risse, ganz fein, fast nicht zu sehen, aber trotzdem da. Tief im Herzen glauben wir aber trotzdem noch, sagt uns die Intuition, dass wir nicht aufgeben sollen. Der Winter hält an, länger als gedacht. Langsam wird es mühsam. Kälte und Frost machen uns zu schaffen, nagen an unserem Vertrauen. So nach und nach beginnt ihre Fassade zu bröckeln, die vielen kleinen Risse sind einfach nicht spurlos an uns vorüber gegangen, auch wenn wir uns innerlich immer dagegen gewehrt haben, immer geglaubt haben, gegen äußere Einflüsse „immun“ zu sein. Zu wenige sind es, die uns stützend zur Seite stehen, weil sie fähig sind, das scheinbar Unmögliche trotzdem zu denken. Wie unendlich wertvoll aber, dass und das Leben manchmal trotzdem solche wichtigen Begegnungen schenkt!

Und dann, endlich, ist auch der Winter vorüber, das Erwachen der Natur kündigt den Frühlingsbeginn an. Jetzt muss es geschehen. Endlich! Und doch, nichts passiert. Wir starren auf die Erde, beobachten Tag für Tag, ob nicht doch etwas geschieht. Die Nervosität steigt, das Vertrauen bröckelt. Warum passiert nichts? Nach all dem Warten…nach all der Phase der Geduld und Hoffnung…

Sollen wir aufgeben, all unsere Ziele verwerfen, den anderen eingestehen, dass sie Recht hatten mit ihrer Angst? Was hält uns eigentlich an, immer noch hoffen zu wollen? Wir überlegen, loszulassen, zu kapitulieren.

Und dann sehen wir plötzlich ein kleines, zartes Grün aus dem Boden sprießen. Nicht viel. Aber doch ein sicheres Zeichen für Wachstum lächelt uns entgegen. Wir sind fassungslos. Grenzenlose Freude und Erleichterung breiten sich aus. Wie konnten wir nur den Glauben daran anzweifeln, fast aufgeben?

Wie gut, dass wir es nicht gemacht haben…trotz allem…trotz der Bedenken der anderen…trotz eigener verzweifelter Phasen…

Die Wahrheit des Herzens täuscht sich eben nicht.

Solange im Herzen noch ein Funke Hoffnung, eine starke Sehnsucht brennt, ist nicht verloren, ist alles möglich. Denn es weiß mehr, als wir erahnen.

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