Schneckenhaustage

An einem besonderen Schneckenhaustag habe ich dich gefunden. Völlig unerwartet. Und jetzt, da ich dich endlich wieder entdeckt habe, bin ich eigentlich erstaunt darüber, dass ich dich je vergessen konnte...

Vielleicht bist du einfach im Getriebe des täglichen Alltags untergegangen. Oder bin ich vor dir davon gelaufen, weil du mein Leben zu sehr durcheinander gebracht hättest? Weil ich dann einiges hätte ändern müssen, das mir doch auch so viel bedeutet hat, bis jetzt scheinbar wichtig war?

In der Stille meiner selbst sind all die lauten, wirren Klänge um mich herum plötzlich verstummt und ich hatte endlich wieder Mut, dem zuzuhören, was in meinem Herzen tief vergraben lag.

Eine stille und doch so starke Melodie.
Mein Leben.
Meine Ziele.
Meine Hoffnungen.
Meine Träume.
Meine Kämpfe.
Meine Wege.
Meine Umwege.
Meine Irrwege.
Mein Sternstunden.
Mein Glück.
Und vor allem meine Sehnsucht.

Meine Sehnsucht. Sie tönte klar und hell und kräftig. Sie wollte nicht mehr überhört werden.

Wie konnte ich nur? Wie konnte ich sie nur all die lange Zeit vergessen, vergraben, unbeachtet lassen?

Plötzlich sah ich all die Bruchstücke meines Lebens vor mir und bemerkte, dass ich sie neu zu ordnen begann. Was mir noch vor kurzem so wichtig und unabänderlich erschien, bekam ungeahnt nicht mehr den besonderen Stellenwert wie vorher, dafür rückte anderes nach. Ich sah klar und deutlich, dass es notwendig sein würde, einige Korrekturen des Alltags vorzunehmen, manches wichtiger und manches unbedeutender zu bemessen. Ich sah klar und deutlich wieder meinen roten Faden, den ich irgendwann verloren hatte.

Plötzlich betrachtete ich mein Leben neu und aus der Stille meiner selbst tönte eine laute Freude, eine große Neugier und eine tiefe Gelassenheit.

Wie gut, dass ein kleines Schneckenhaus meine große Welt durcheinander gebracht hat…

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