Klare Sicht

Es gibt Zeiten im Leben, wo vieles auf uns einströmt. Erlebnisse. Ereignisse. Gedanken. Gespräche. Handlungen. Alles geschieht in einem solch hohen Tempo, dass die Seele Mühe hat, mit all dem mitzuhalten, ihre Balance nicht zu verlieren. Oft denken wir uns gerade dann, wir möchten am liebsten irgendwo weit, weit weg fahren, uns allein auf einer Insel mitten im Ozean verstecken, um dieses wirre auf uns Einströmen zu beenden und wieder zur Ruhe zu finden. Aber so einfach geht es meist dann doch nicht. Einfach weg. Auf und davon.

Nur, wie können wir trotzdem in solchen Situationen unseren Halt wiederfinden, eine innere Gelassenheit und Stärke aufbauen?

Oft reicht es schon, einfach ein paar Mal tief, wirklich tief ein- und auszuatmen, im bewussten Spüren dieses Luftstromes die Wahrnehmung für den eigenen Körper wieder zu entdecken und damit auch zu lernen dass wir vieles in uns aufnehmen, aber auch wieder loslassen müssen. Das ist ein natürlicher Prozess. Eine gesunde Form der Stressregulation. Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und nur das Notwendigste in uns zu behalten, damit wir uns nicht unnötig schwer machen, unnötig zuviel Platz in uns befüllen.

Wenn das nicht ausreicht, wäre eine andere Möglichkeit, sich ein Zeitfenster zu schaffen, ganz rigoros, in die Natur hinaus zu gehen, Leben zu fühlen, Farben zu sehen, Düfte zu riechen. Die harmonisierende Wirkung grüner Wiesen und Wälder aufzunehmen, Tiere zu beobachten, den Wind zu fühlen, die Wirkung von Sonnenstrahlen zu testen. In der Natur wird die Konzentration umgelenkt, die Gedanken wandern, werden aus ihrer Starre befreit und lernen zu fliegen. Mutter Erde kann uns mit all ihrer wunderbaren Kraft verwurzeln, stärken, neu ausrichten. Die wichtigste Voraussetzung für diese heilsame Umpolung durch die Natur liegt aber darin, sie genau zu sehen, zu fühlen, sich von ihr verzaubern zu lassen und nicht, durch sie hindurch zu laufen. Da sein. Still werden. Schauen. Wahrnehmen. Reich werden. Loslassen. Eintauchen in die Kraft des Universums.

Und am Ende finden wir vielleicht den größten Schatz unseres Lebens. Die Fähigkeit, Dinge auf uns zukommen zu lassen in dem Vertrauen, dass wir intuitiv genau wissen, was wichtig ist und was nicht. Dass wir den Herausforderungen gewachsen sind, wenn wir versuchen, das für uns Beste zu geben und nicht nur Dinge tun, um anderen gerecht zu werden.

Denn die Liebe und Zufriedenheit mit uns ist der größte Halt im Sturm des Lebens. Die Liebe zu uns und das Verstehen des Selbst erneuern die innere Harmonie und Kraft der Gelassenheit.

Einatmen.
Ausatmen.
Leben spüren.
Dankbar sein.

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